Außenwahrnehmung einer Schulfreundin

Außenwahrnehmung einer Schulfreundin (Carlotta 13-18 jährig)

Ich kann mich noch sehr gut an unsere Schulzeit erinnern. Wir haben uns ziemlich schnell angefreundet, ich denke, weil wir durch die Pferde sofort einen Draht zueinander hatten.

Wir haben uns auch im Sommer öfter im Freibad getroffen. Mit den Fahrrädern, entweder in L. oder in R..

Wir haben uns immer Briefe geschrieben, ich glaube, die müsstest du alle haben.

Manchmal war es schwierig mit dir, als du mir zum Beispiel gesagt hast, dass mein Pferd voll hässlich ist (das war in Frankreich im Urlaub mit Rike, erinnerst du dich?).

Dann wieder war es voll schön, als du mir von eurem Ostseeurlaub einen „Indianerstein“  an einem Lederhalsband mitgebracht hast. Ich wusste natürlich, dass es keiner war, aber du hast dir was dazu ausgedacht, und das war toll.

Ich glaube, mit diesem mal so mal so war ich irgendwie ein bisschen überfordert. Da wusste ich noch nicht, was mit dir los war.

Dass du aber Probleme hattest, wusste ich. Du hast dich manchmal wochenlang nur von einem Apfel am Tag ernährt, aber hast nie wirklich mit mir drüber sprechen wollen.

Dass du mit deinen Eltern nicht so gut konntest, war ziemlich offensichtlich. Es war immer ein bisschen schwierig, wenn ich bei euch war, lockerer geworden bist immer erst, wenn wir zu deinem Pferd oder woanders hin sind.

Das mit dem Missbrauch hast du mir irgendwann erzählt, ich glaub, da waren wir ungefähr 16? Ich weiß es leider nicht mehr so genau, ich weiß nur noch, dass ich dir schwören musste, mit niemanden zu reden. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass das wohl der größte meiner Fehler gewesen ist. Ich habe es leider niemandem gesagt, und das tut mir unendlich leid und ich möchte mich dafür bei dir entschuldigen.

Ich habe dann eine Klasse wiederholt und dann die Schule gewechselt, hatte viel Stress mit meinen Eltern und so haben wir uns immer weiter entfernt.

Und in W. war ich auch ein paarmal bei dir später (als du in der betreute WG gewohnt hast), aber irgendwann warst du dann weg.

Dann haben wir uns bei Facebook getroffen und ich habe mich riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass du geheiratet hast.