Brief an Betroffene

Brief an Betroffene
Ich möchte meinen Herzenswunsch weitergeben

An alle, die noch nicht in Sicherheit sind

Gerade während der Feiertagszeiten, die auch uns noch schwer fallen, denken wir oft an Menschen/Systeme, die noch keinen Weg aus organisierten, gewaltvollen Strukturen heraus geschafft haben. Da denken wir an Wegbegleiter/-innen und auch an uns unbekannte Menschen/Systeme, die es ohne Zweifel zu jeder Zeit geben wird, solange es solche Täter gibt.

Wir denken dann zurück an unsere Zeit… in dieser Zeit.

Da gab es Zeiten des Nicht-Bewusstseins darüber, was passierte. Als die Welten noch völlig getrennt waren.

Und dann diese Zeiten, als uns zumindest grob bewusst war, was da passierte, aber unsere Möglichkeiten, dagegen anzukommen, noch nicht ausreichten. (Selbst unser gestricktes Helfernetz, Umzüge ohne Hinterlassen von Spuren und vielen Kontaktabbrüchen, reichte zu Anfang nicht aus. Wir waren noch zu durchlässig.)

Das war trotz aller mobilisierten Kräfte, Strategien oft einfach nur eine düstere, hoffnungslose, schmerzhafte, schlimme Zeit… mit vielen Kämpfen und ewigen Niederlagen, so dass ein Glaube daran, dass es je anders werden könnte, unmöglich war.

In dieser Zeit dachte ich so oft: „Ich schaff das nicht mehr! Und ich will den ganzen Scheiß nicht mehr hören und fühlen… ich will mich damit nicht beschäftigen, weil das alles eh hoffnungslos ist und ich nur scheitern kann. Die Täter sind zu stark und wir sind zu schwach.“ Und weil wir untereinander in den Krieg gerieten. Es gab einfach zu viele unterschiedliche Vorstellungen von Strategien, um das zu überleben. Grob unterteilt in täterloyal /-identifiziert und pro-Ausstieg.

Und doch möchte ich heute sagen: Es ist möglich! Es lohnt sich, immer weiter voran zu gehen.

Jeder kleine Fortschritt in der Kommunikation untereinander (und seien es am Anfang auch erstmal nur Beschimpfungen oder Bedrohungen – denn da kann man drauf aufbauen und irgendwann dahinter kommen – wozu das alles!?) und Erlangen von Wissen, wie die Täter es schaffen, so viel Einfluss zu haben, wie und wo sie drauf zugreifen (Wie genau funktionieren wir? Ab wann haben wir Lücken, Druck, Bestrafungen? Gibt es Auslöser/Gemeinsamkeiten?) und jedem einzelnen Anteil mehr, der sagt: „Das will ich so nicht mehr!“, „klaut“ den Tätern Stück für Stück Zugriff und Kontrolle.

Und selbst wenn das auch nach längerer Zeit nicht zum Durchbruch führt… denn der Weg ist oft lang und steinig… und ist ein ständiges Vor und Zurück… so baut Ihr doch Stück für Stück an Eurem Ziel, nicht länger Marionette anderer zu sein -ohne Wahlfreiheit -ohne Unversehrtheit….

Irgendwann wird sich der Kampf lohnen!

Wir haben das zumindest so erlebt, dass Täter mit ihrem Druck und Nachstellen nachließen, als sie merkten, dass es schwieriger mit der Einflussnahme und dem Funktionieren des Systems wurde. Was es für sie gefährlicher machte aufzufliegen, da unauffällige Kontakte mit gewisser (Eigen-)Steuerbarkeit der Anteile nicht mehr so gut funktionierten.

Uns hat auch oft geholfen uns zu fragen, wie Täterdenken wohl sein könnte:

Ich glaube, ganz oft liegt bei denen auch sowas wie eine Kosten-Nutzenrechnung vor. Und die müssen sich dann zwangsläufig die Frage stellen, ob der Nutzen für sie noch groß genug ist und ob sie nicht zu großes Risiko (Kosten) gehen müssten. Denn da steht ja viel für sie auf dem Spiel.

Einige Fragen finde ich noch wichtig: Was war man für diese Kreise!? In welche Dinge war man eingeweiht!? Wofür war man vorgesehen!?

Kurz gesagt: Könnte man leichter ersetzt werden!? Und mit wieviel Wissen über Internes geht man dann – ohne von denen kontrolliert zu sein!?

Ich schreibe das, weil uns auf unserem Weg oft solche Aussagen von Helfern „Es wird irgendwann besser! Kämpft! Es wird sich lohnen!“ begegnet sind. Und wir diesen nicht glauben konnten. –> Wir hatten doch schon alles probiert!!! Waren zig Mal umgezogen, hatten alles, was möglich war, gegeben… hatten so viel riskiert und waren so viel Risiko gegangen….

Da kamen uns diese und ähnliche Aussagen vor wie diese inflationär gebrauchten Aussagen in Situationen, in denen Helfer auch nicht mehr weiterwussten, wie „Das schafft ihr schon!“ … bäh…. wir fühlten uns missverstanden und nicht gesehen in dem Kampf… oder dachten: Na gut. Alle schaffen das scheinbar… nur für uns gilt das nicht. Dann müssen wir ja verkehrt sein.

Vielleicht hätten wir es ein bisschen leichter annehmen können, wenn wir so etwas von Betroffenen gehört hätten!?

Diese Betroffenen möchten wir heute sein. Ich möchte Euch die Hand reichen (wenn ich darf)… und sagen: Ja ich verstehe! Es ist so schlimm und schwer und oft kann man keinen Weg mehr sehen und will eigentlich nur noch Ruhe, weil der Kampf so ermüdet… ja… hundertprozentig ja. Ich verstehe das. Und das tut mir furchtbar leid.

Ich habe das selber durch …und doch möchte ich Dir/Euch heute sagen:

Es lohnt sich zu kämpfen und nach jedem Rückschlag wieder Anlauf zu nehmen, um weiter zu machen.
Es ist möglich! …Und da wartet noch so viel Gutes, was entdeckt werden will.

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