Außenwahrnehmung Fiona

Fiona:

Nun will ich mal sehen, was mir zu deinen Fragen einfällt…mein Eindruck von dir…
Ich habe dich als eine sehr sensible junge Frau wahrgenommen, die sich in ihrem Umfeld, ihrer Familie nicht (mehr) wohlgefühlt hat – du hast dir hauptsächlich von deiner Mutter mehr Wahrnehmung, mehr Vertrauen gewünscht. Wenn du bei deinem Pferd Chitano (er stand neben unserem Garten auf der Koppel) warst, dann war deine Welt in Ordnung.


Ob Rike  (ihre Tocher, die ich heute „kleine Schwester“ nenne) dich becircst hat damit du sie auf Chitano reiten lässt oder du sie angesprochen hast, das weiß ich bis heute nicht… wenn ich die Augen zumache, dann sehe ich euch beide mit Chitano.


Schule war lästig für dich, du hattest nicht viel Bock drauf.

Deine Mutter war eines Tages bei uns, um uns mitzuteilen, dass es nicht so weitergeht, dass ihre Tochter sich immer bei uns „rumtreibt“ –  deine Mutter habe ich als sehr kühl empfunden, wenn sie über dich gesprochen hat.


Irgendwie fehlen mir die zeitlichen Zusammenhänge…


Irgendwann hast du bei uns gewohnt und bist auch mit auf unsere Reisen gekommen – ich habe viel Stress deshalb mit Rikes Erzeuger gehabt, er wollte nicht, dass ich dich deiner Familie „entfremde“, wobei ich das so nie gesehen habe. Ich wollte dir immer einen Ort anbieten, an dem du dich wohl und geborgen fühlen kannst und fand es für dich sehr traurig, dass es nie deine Familie war, wo du dich richtig wohl gefühlt hast.


Deine Zeit in der Klinik mit deiner Psychotherapie (damals das erste Mal Traumaklinik) war schwer für dich – ich weiß bis heute nicht, ob es dir wirklich geholfen hat oder nur die Symptome behandelt hat.

Über das, was dich bedrückt hat, hast du damals offen gesprochen – die Vergewaltigung durch deinen Cousin, die meiner Ansicht nach daraus resultierende Essstörung – für andere nicht erkennbar.
Am meisten hat dich getroffen, dass deine Mutter dir den Missbrauch nicht geglaubt hat und dich nicht in Schutz genommen hat, dich nicht geschützt hat. Es war unfassbar für mich!!!

(Daran erinnert sich Carlotta & Co gar nicht! Nicht geglaubt!???)


Dein Vater hat nach meiner Erinnerung für dich keine Rolle gespielt, an deinen Großeltern hast du sehr gehangen, aber helfen konnten sie dir leider auch nicht.


(Die wussten das ja auch gar nicht!)


Und ich habe ganz viele Erinnerungsfetzen an dich… du mit Rike auf R. (deren Pferd in Frankreich), du mit F. (Carlottas Kurzzeit-Freund dort in Frankreich), wir alle bei seinen Eltern zum Essen eingeladen, wir auf dem Markt in Frankreich – einen Tag waren wir auch mal am Meer, am Strand in Lacanau Ocean… wir haben den Surfern zugeschaut, es waren irgendwelche Meisterschaften…. den Musikern am Strand zugehört und uns ein Didgeridoo gekauft – es hängt immer noch hier bei mir ….

Je mehr ich nachdenke, desto mehr Mosaikstückchen fallen mir ein – ich versuche sie aufzuschreiben und für dich festzuhalten…

So eine Smaragdeidechse habt ihr beide, Rike und du, in Frankreich mal ziemlich lange beobachtet – sie lag in der Sonne und sonnte sich und ihr seid auf dem Bauch näher rangerobbt. um sie aus der Nähe anzuschauen.

(Erinnere mich gar nicht  hihi – aber lustig.)

Carlotta aka Zeitmemory:

Dass meine Mutter mal bei dir war, wusste ich gar nicht .

Ich war immer öfter bei euch… auch um auf Rike aufzupassen oder am Haus was zu helfen (hatte sogar mal eure Fensterrahmen gestrichen und bekam dafür von dir ne neue Reithose – weiß ich noch genau.)

Und ja, Rike hat mich becirct. sie war so süß in ihrem Sommerkleidchen am Zaun… staunend, was ich da mache… ganz schüchtern hat sie ihr Kleid hochgezogen und sich dahinter versteckt… so nach dem Motto: Wenn ich dich nicht sehe, dann siehst du mich auch nicht –hihi – zwar sah man ihre Unterhose… aber laut kindlicher Logik war sie „versteckt“ –  sooo süß.

Ich glaub, ich hab sie dann öfter mal rüber auf die Weide geholt- mit eurer Erlaubnis – und dann hab ich ihr alles so rund ums Pferd gezeigt. Du fandest das toll und hast gefragt, ob ich ihr auch reiten zeig usw… so fing das an.

Wir hatten dann echt schnell nen gutes, vertrauensvolles Verhältnis.

Und es wurde immer enger… mit tollen Gesprächen, die ich von Zuhause nicht kannte. Du hattest mir auch von deinen Erfahrungen im KKH berichtet… ich glaub, das war der Punkt für meine Offenheit.

An das Essen bei F.´s Eltern erinnere ich mich auch noch recht genau.

Bzgl. der Essstörung (es war Bulimie)… ich weiß noch ganz genau… dass mir das sooo peinlich war bei euch – als ich bei euch wohnte. Da hab ich im Fressrausch manchmal eure Schublade „geplündert“ … mit so Gebäckdingern in herzhaft/scharf…und Schoki – heimlich -und ich hatte immer Panik, dass das auffällt, und ich fühlte mich voll schlecht zu „klauen“.

Ob mir die Klink damals geholfen hat… Naja. es war ein Anfang. Und ich hab mich ziemlich lang geweigert, da was zuzulassen. Hab versucht, alles wegzudrücken und hatte dann natürlich die psychischen Konsequenzen. Also so in Richtung  Verdrängungssymptome, aber irgendwann gings so nicht mehr und ich bin dann bis heute da echt gut durchgegangen, so dass es mir heute ganz gut geht – verhältnismäßig – damit.

Fiona:

Die geplünderte Schublade – es ließ bei dir nach, als ich dir gesagt habe, dass das nicht geklaut ist, sondern deinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit entspringt – wir haben lange darüber gesprochen – ich glaub, ich war die Erste, der du gesagt hast, dass du Bulimie hast, also wo du es ausgesprochen hast.

Und noch mal zum Missbrauch: Ich weiß nur, dass ich sehr betroffen war, weil er aus deiner Familie war und dich kannte – und dass deine Familie dir nicht geglaubt hat, fand ich grottenschlecht…

Carlotta aka Zeitmemory:

Um Glauben ging es da, glaub ich nicht. Eher darum, dass sowas nicht sein darf… so von wegen Dorf und Ansehen und so. Die waren da ja sehr drauf bedacht, gut dazustehen

(…und Dinge zu verstecken…weil sie es natürlich wussten…

Aber das sagt Zeitmemory in diesem Austauschmonent mit der Ersatzmutter nicht, da sie gar nicht möchte, dass sie über die komplette Kenntnis erhält)

Sie schreibt ihrer Ersatzmutter zurück:

Um Glauben ging es da, glaub ich nicht. eher darum dass sowas nicht sein darf… so von wegen Dorf und Ansehen und so. Da waren da ja sehr drauf bedacht gut dazustehen.

Und später wussten die es, also das dass… nicht wer. Was, wissen sie bis heute nicht (also in dem Sinn, dass Carlotta in der hellen Welt nie den Namen genannt hat).

Denn mein Vater wollte losgehen und denjenigen verhauen. Da hab ich geschwiegen. Also geglaubt haben die es schon irgendwie, aber sind damit halt komisch umgegangen.

Fiona:

Ja – sowas im Dorf ist eine Nummer für sich… ob es was geändert hätte, wenn dein Vater ihn vermöbelt hätte??

Carlotta aka Zeitmemory:

Wohl eher nicht.